Es gibt doch wohl kaum einen Zweifel: Hätten die USA den Ukrainern nicht heimlich ihre militärische Unterstützung signalisiert, hätte Selenskyj keinen Krieg riskieren können. Und hätten die Ukrainer nicht unbedingt in die EU und Nato wollen, wären Putins Truppen gar nicht erst in die Ukraine einmarschiert.
Warum kommt es immer wieder zu Stellvertreterkriegen? Ich erinnere nur an die vielen völkerrechtswidrigen Kriege, welche die USA fern ihres eigenen Territoriums führten. Der Irak wurde 2003 von den USA aufgrund einer plumpen Falschmeldung überfallen. 40.000 irakische Soldaten und vermutlich ca. 400.000 irakische Zivilisten kamen dabei um. Obwohl Amerika der eindeutige Aggressor war, gab es keine Sanktionen gegen die dominierende Supermacht. Die USA wurden nicht boykottiert und von der Außenwelt abgeschnitten. Und natürlich erhielt der Irak auch keine Panzer aus Deutschland.
Ist
Russland der Aggressor, ist alles anders
Denn
Russlands Sicherheitsinteressen sind anscheinend nebensächlich.
Da wird das von Russland angegriffene Land von den USA und seinen
Verbündeten solange mit modernsten Waffen unterstützt, bis
dem Aggressor die Puste ausgeht. Selbst wenn sich ein solcher
Stellvertreterkrieg über drei, fünf oder zehn Jahre
hinziehen oder gar in einen dritten Weltkrieg münden sollte.
Hunderttausende Tote, die teilweise Zerstörung der Ukraine, das
ganze Elend der standhaften, hungernden und frierenden
Zivilbevölkerung und Abermillionen Flüchtlinge werden in
Kauf genommen, um Russland in seine Schranken zu verweisen und
über Jahrzehnte zu schwächen. Wenn es dabei wegen des
Energiemangels auch zur dauerhaften Verelendung Europas kommt, was
soll's? Hauptsache man folgt den Vorstellungen der
US-Machthaber.
Unsere
Regierungen reden uns seit Jahrzehnten gebetsmühlenhaft ein, man
könne die deutschen Staatsgrenzen unmöglich vor der
anhaltenden "friedlichen" Invasion von Flüchtlingen
schützen*.
Aber sie verlangen, dass wir mit unseren Söhnen und unserem Geld
die US-amerikanische Version von Freiheit selbst am Hindukusch, in
Afrika oder der Ukraine verteidigen.
*Würde
die Eroberung bzw. Vereinahmung Deutschlands offen mittels
Waffengewalt (Soldaten und Panzer) versucht, dürfte sich
Deutschland natürlich erwehren. Für einen Krieg ist
Nato-Deutschland gewappnet, gegen
die friedliche Invasion "aus humanitären Gründen" aber
machtlos.
Im
Grunde geht es um die Rivalitäten und Sicherheitsinteressen der
Supermächte
Die
USA möchten ihren Status als Supermacht Nummer 1 festigen. Sie
wollen ihren Macht- bzw. Einflussbereich ausdehnen und die Welt
nach ihrem Vorbild umgestalten. Deshalb sind sie daran
interessiert, die russischen Nachbarländer an sich zu binden. Am
besten sogar in die Nato zu integrieren, obwohl der UdSSR 1992
versichert wurde, dass dies niemals geschehen werde. Diese
Garantien waren einst die Basis für die Auflösung der
UdSSR, diesen Garantien verdanken die ehemaligen Sowjetrepubliken
ihre Unabhängigkeit. Der Separatismus, die Abkoppelung vom
Mutterland, ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit bzw. ein
Grundrecht. Großbritannien hat Schottland gerade jegliche
Autonomiebestrebungen untersagt, in Spanien wurden Separatisten
verfolgt und verhaftet.
Die Strategie der Nato beruht auf der Hoffnung, dass Putin so vernünftig ist, keine Atomwaffen einzusetzen und sich mit einer Niederlage abfindet.
Die
USA hatten ihre Vormachtstellung über den Zollabbau verspielt
Sie
setzten auf den angeblich freien Markt, den Zollabbau, ohne zu
bedenken, dass durch den entfesselten Lohndumpingwettbewerb ihre
hochentwickelten Industrien allmählich in die aufstrebenden
Billiglohnländer abwandern. Die USA verloren dadurch trotz aller
Gegenmaßnahmen (Förderinitiativen und Konjunkturpakete)
rapide an wirtschaftlicher Stärke, worunter natürlich auch
ihre Vormachtstellung litt. Obwohl US-amerikanische Unternehmen mit
Billionen Dollar (= Schulden) gepampert wurden (5000 Milliarden
Dollar allein zur Überwindung der Corona-Pandemie), hat
China die US-Wirtschaft längst überflügelt. Seit 1980
hat sich das Realeinkommen in China in Etwa verzehnfacht,
während es in den USA (ebenso wie in Deutschland) gesunken
ist.
Wenn jetzt wegen der massiven Einmischung in den Ukrainekrieg
sowohl Russland als auch Europa wirtschaftlich ruiniert werden, wird
die USA davon profitieren. Wie sollen sich in Deutschland
Industrien behaupten, wenn die Energiepreise hierzulande, anders als
in den USA, in die Höhe schießen? Zudem die US-Regierungen
inzwischen klüger geworden sind und ihren protektionistischen
Schutzwall immer weiter ausbauen.
Geht
es überhaupt um die Rettung und das Wohl der Ukrainer?
Braucht
die Ukraine die EU und die Nato, um einen Wohlstand wie in
Deutschland zu erreichen? Deutschland hat bei ehrlicher Berechnung
wegen der EU erheblich an Wohlstand eingebüßt, wäre
also ohne EU-Mitgliedschaft, ohne Euro, ohne Billiggeldschwemme, ohne
Arbeitnehmerfreizügigkeit/Niederlassungsfreiheit, ohne
Zollverzicht usw. weit besser dran. Die Annahme, die Ukraine
könnte als EU-Mitglied aufblühen, basiert nicht auf Logik,
sondern auf dem Prinzip Hoffnung. Und der Erwartung, dass
westeuropäische Unterstützungszahlungen Wunder bewirken,
womöglich gar das kranke System der Korruption und
Vetternwirtschaft besiegen. Was nicht berücksichtigt wird:
Als EU-Mitglied verliert die Ukraine ihre Unabhängigkeit
(für die sie doch angeblich kämpft) und damit auch ihre
eigene Handlungsfähigkeit. Sie unterwirft sich voll und ganz
der lähmenden EU-Bürokratie und dem innereuropäischen
und globalen Dumpingwettbewerb (wegen des verordneten
Zollverzichts).
Anmerkung:
Laut CEBR (Diagramm im Spiegel Heft 4/2021) ist das
Bruttoinlandsprodukt in der EU preisbereinigt von 2005 bis 2020
leicht gesunken, während es sich im gleichen Zeitraum
in China verfünffacht hat. 2005 betrug das BIP in China
3 Billionen Dollar und in den 27 Staaten der EU (also ohne
Großbritannien) 15 Billionen Dollar.
Inzwischen
hat China die EU längst
überflügelt.
Wobei es in der EU natürlich starke Unterschiede gibt: Die
EU-Niedriglohnländer haben aufgeholt, während die
EU-Hochlohnländer umso mehr abgesunken
sind.
Schert
die USA das Elend in Kuba?
Ginge es
den Amis tatsächlich um das Wohl der Menschen, warum kehren sie
dann nicht erst einmal vor ihrer eigenen Haustür? So zu tun, als
würde man sich immer nur für die Menschenrechte einsetzen,
ist wenig glaubwürdig, betrachtet man das Engagement der USA
bezüglich ihrer verarmten Nachbarländer. Warum lassen
sie zum Beispiel die Kubaner derart hängen, warum sanktionieren
und boykottieren sie den Staat sogar? Für eine Supermacht,
die sich so gerne in die Belange anderer Staaten einmischt (sogar wie
in Chile Regimewechsel organisiert) und die Weltordnung
diktiert, müsste es doch ein Leichtes sein, einen kleinen
Staat wie Kuba mit seinen 11 Millionen Einwohnern auf die Beine zu
helfen.
Einer Supermacht wie den USA müsste es auch möglich
sein, nur Importe zu genehmigen, die nachweislich unter fairen
Bedingungen (Löhnen) produziert wurden. Selbst wenn die
Preise sich dann für manche Erze und exotische Lebensmittel
(Kakao, Kaffee, Palmöl) verdoppeln sollten. Oder will man
bewusst die Entwicklungsländer wirtschaftlich klein halten,
damit sie zu keiner echten Konkurrenz werden? Hat man Angst vor
dem Aufstieg einer weiteren Supermacht, vielleicht einer indischen
oder gar afrikanischen?
Indes, wenn man bedankt, wie viele Probleme die USA im eigenen Lande
haben, muss man bald annehmen, dass sie es gar nicht besser
können, dass ihnen die Kompetenz fehlt bzw. gegen die Interessen
ihrer Kapitallobby kein Ankommen ist.
Kuba
verzichtet auf die Stationierung russischer Atomraketen. Das sollte
doch eigentlich genügen, als Dank beim Aufbau Kubas zu
helfen.
Wie würden die USA reagieren, würde Kuba eine Teilrepublik
Russlands werden wollen? Würden die USA dann wieder mit einem 3.
Weltkrieg drohen? Würden sie in Kuba
einmarschieren?
Liste
der US-Kriegseinsätze seit 1950
(Auswahl)
1950-1953 Koreakrieg
1958 Libanon
1961 Kuba (Schweinebucht)
1962 Kubakrise
1964-1970 Laos
1964-1975 Vietnam
1965 Dominikanische Republik
1965 Kambodscha
1967 Bolivien
1977 El Salvador
1979 Afghanistan
1982 Nicaragua
1986 Libyen
1991 Kuwait
1992 Jugoslawien
1992 Somalia
1994 Haiti
2001-2021 Afghanistan
2003-2011 Irak
2015 Jemen
Brachten diese US-Kriegseinsätze tatsächlich Friede,
Freude, Eierkuchen - waren sie immer moralisch gerechtfertigt
(alternativlos)? Dienten sie stets dem Frieden, der Demokratie, dem
Selbstbestimmungsrecht der Völker? Haben die westlichen
Leitmedien (z. B. unser Staatsfernsehen) diese
Militäreinsätze nach den gleichen Kriterien bewertet wie
heute den Ukrainekrieg? Oder wurden und werden da gewaltige
Unterschiede gemacht? Auffällig ist, dass all diese Kriege
nicht auf US-amerikanischen Boden stattfanden, dass also die
Zivilbevölkerung der USA die Schrecken eines Krieges selbst nie
richtig erlitten hat. Hätten die Amis die gleichen Erfahrungen
gemacht wie die Deutschen, Russen, Ukrainer, Franzosen, Polen usw.,
würde die breite Bevölkerung der USA vielleicht ganz anders
über Kriege denken und urteilen.
Ist
Deutschland ein Vasallenstaat der USA, muss gar die EU nach der
Pfeife der USA tanzen?
Deutschland
lässt sich wieder einmal, wie bereits 1914, in einen Krieg
hineinziehen. Obwohl es diesmal überhaupt keine
Bündnisverpflichtungen gibt. Was sind das für Politiker
und Medien, die uns einreden wollen, es gäbe zu dieser
"Friedenspolitik" keine Alternative? Die deutsche Regierung
lässt sich meiner Meinung nach regelrecht fremdbestimmen und
nötigen. Jetzt sollen sogar schon Dutzende Marder-Panzer in die
Ukraine geliefert werden. Wie soll das weitergehen? Wenn die USA
unbedingt Russland in die Knie zwingen und die Ukraine in die Nato
führen will, warum soll die ungefragte deutsche Bevölkerung
sich an diesen Zielen beteiligen? Die indirekte Kriegsbeteiligung
Deutschlands kann sowohl wirtschaftlich als auch militärisch
sehr schnell in die Katastrophe führen. Die aus der Ferne
agierende US-Supermacht ist da weit weniger
gefährdet.
Russland
kann einen konventionellen Krieg nicht gewinnen. Einen Atomkrieg
allerdings schon.
Die USA
verfügen über einen zehnmal höheren Wehretat als
Russland. Liefern die USA bzw. ihre Verbündeten (Alliierten)
modernstes Kriegsgerät bis zum Abwinken, hat Russland keine
Chance. Die USA wollen Russland offensichtlich ausbluten lassen und
zum Rückzug zwingen. Die Ukrainer wissen das und haben
angesichts der Gewissheit, dass sie den Krieg aufgrund unbegrenzter
westlicher Waffenlieferungen gar nicht verlieren können, keinen
Bock auf Friedensverhandlungen mit der Zusage, auf einen EU- oder
Natobeitritt zu verzichten. Sie berauschen sich derzeit an
militärischen Erfolgen, auch wenn dabei ihr ganzes Land zugrunde
geht, Hunderttausende Soldaten sterben und ein Großteil der
eigenen Bevölkerung ins Ausland flieht. Fragt sich also nur,
ob Putin diese Niederlage akzeptiert oder sich genötigt sieht,
doch noch Atomwaffen einzusetzen. Der Ukrainekrieg wird also zum
Pokerspiel. 1962 in der Kubakrise hatte die USA ein solches
Pokerspiel gewonnen.
Hat
man Putin bewusst in die Falle gelockt?
Haben die
USA Putin vor Beginn des Krieges (russische Truppen standen ja lange
genug an der ukrainischen Grenze) eindeutig zu verstehen gegeben,
dass Russland einen konventionellen Krieg niemals gewinnen
könne? Dass der Westen einen Stellvertreterkrieg führen
und an Waffen und Geld alles aufbieten würde, was für einen
Sieg der Ukraine erforderlich sei (einschließlich der
Rückeroberung der Krim)? Wurden derlei Warnungen bewusst
vermieden? Nach zehnmonatigem Kriegsverlauf scheinen derlei
Überlegungen gar nicht mal so abwegig. Hatte man einst nicht
auch Saddam Hussein in die Falle gelockt, als der nämlich
annahm, Kuwait vereinnahmen zu dürfen?
Werden
uns die USA oder die EU irgendwann erlauben, wieder Handel mit
Russland zu treiben?
Angenommen,
es kommt nicht zum Dritten Weltkrieg: Wird Deutschland in absehbarer
Zeit wieder Russland als normalen Handelspartner akzeptieren
dürfen? Oder werden Deutsche wieder mit Russen zusammenarbeiten
können? Russland bis zum Ural gehört genauso wie die
Ukraine zu Europa - oder müssen unsere Landkarten jetzt auch
noch korrigiert werden?
Wie demokratisch ist die deutsche Beteiligung am Ukrainekrieg? Gewährte man unserer Bevölkerung auch nur ein Fitzelchen Mitbestimmung bezüglich der Lieferung von Panzern und der Aufnahme von Millionen Flüchtlingen? Wurde über das Für und Wider in den Medien debattiert? Oder gab es eine einseitige Hofberichterstattung?
Nachtrag 25. 1.
2023:
Nun
liefert Deutschland doch Leopard-2-Panzer
Also genau
das, was noch vor Monaten ausgeschlossen wurde. Bei dieser riskanten
Entscheidung fühlte man sich "natürlich nicht" von den
Scharfmachern der Nato-Verbündeten gedrängt. Logisch.
Deutschland will schnellstmöglich die modernsten 14 Leopard 2-A6
liefern, ukrainische Soldaten daran ausbilden und anderen Staaten
erlauben, ebenfalls die Ukraine mit Leopard-Panzern zu
unterstützen.
Heute noch sind es nur 14 Panzer, aber was kommt danach?
Welche Zusagen erfolgen in zwei, drei oder sechs Monaten, wenn wieder
einmal die Ukraine in Not ist? Schon am Tag der deutschen Zusage
folgten weitere "Bitten" aus der Ukraine: Nun brauche man unbedingt
Kampfflugzeuge, Raketen und Kriegsschiffe. Und abermals versichert
unser Kanzler, dazu werde es niemals kommen, es dürfe keine rote
Linie überschritten werden, Deutschland solle keine Kriegspartei
werden. Doch wie definiert sich "Kriegspartei"? Gebührt dem
Westen hier die Deutungshoheit?
"Die
Ukraine darf nicht verlieren
"
Das ist
inzwischen die Standardformel der Nato-Allianz. Doch was bedeutet sie
konkret? Sollen alle seit 2014 von Russland annektierten Gebiete
zurückerobert werden? Sogar die Krim? Darf es erst nach einem
totalen Rückzug oder der bedingungslosen Kapitulation Russlands
Friedensverhandlungen geben unter Einbeziehung der
Reparationsforderungen?
Darf
die Ukraine nicht verlieren, weil sich ansonsten die Sinnlosigkeit
der Nato-Einmischung offenbaren würde?
Man stelle
sich vor, die Ukraine würde trotz aller westlicher
Waffenlieferungen von Russland besiegt. Dann würde man fragen:
"Wozu das alles?". Wäre vor Kriegsausbruch der Ukraine
nicht eine unbegrenzte Unterstützung versprochen oder
signalisiert worden, hätte Selenskyj schon am 1. Tag der
Offensive, also am 24. 2. 2022, vernünftigerweise kapitulieren
müssen. Dann hätte zwar Russland wahrscheinlich einen
Regierungswechsel in der Ukraine erzwungen und sich Gebiete mit einer
mehrheitlichen russischen Bevölkerung einverleibt, aber die
Ukraine wäre nicht zerstört worden, Hunderttausende
Gefallene wären noch am Leben und Abermillionen Ukrainer
hätten nicht ins Ausland fliehen müssen.
Ohne
US-Waffenlieferungen hätte die Ukraine schon längst
kapitulieren müssen
Das
jedenfalls wird von vielen Militärexperten inzwischen
öffentlich zugegeben. Dieses Eingeständnis
bestätigt, wie sehr sich dieser Krieg in einen
Stellvertreterkrieg verwandelt hat. Schon kurz nach Beginn
westlicher Waffenlieferungen meinte der ukrainische Botschafter in
Deutschland: "Der dritte Weltkrieg hat bereits begonnen!". Sollte er
Recht behalten? Läuft die zunehmende Eskalation darauf hinaus?
Sind die deutschen Waffenlieferungen wirklich so folgenlos, wie oft
dargestellt? Machen sie Deutschland wirklich nicht zu einer
Kriegspartei?
"Deutschland
muss eine Führungsrolle übernehmen
"
Braucht
man mal wieder einen Sündenbock? Muss Deutschland in dieser
verfahrenen Situation wirklich eine Führungsrolle
übernehmen? Möchte die USA jetzt gerne die
Verantwortung für den sich ausweitenden Krieg auf Deutschland
übertragen? Wird ihnen die Lage nunmehr zu brenzlig, wo doch der
Ukrainekrieg "ein europäisches Problem" ist und die
Ukraine "vor unserer Tür" und "in der Mitte Europas" liegt? Die
Amis haben anscheinend nur mit Widerwillen der Lieferung schwerer
Abrams-Panzer zugestimmt (die überdies erst in etwa einem
Jahr einsatzfähig sein werden).
Die USA ließen sich bislang als größte
"Unterstützer" und Geldgeber feiern. Bezieht man jedoch die
Kosten für Millionen Ukraineflüchtlinge mit ein, so ist das
Engagement Deutschlands längst größer als das der
Supermacht USA (mit ihrem sechsfachen
Bruttoinlandsprodukt).
Wie
siegessicher kann Herr Selenskyj sein?
Kaum dass
die Leopard-2-Lieferungen zugesagt wurden, wiederholte Herr Selenskyj
seine Bedingungen für Verhandlungen: Russland müsse erst
alle seine Soldaten aus der Ukraine abziehen, müsse seine Fehler
eingestehen und möglichst auch seine alte Regierung absetzen.
Echte Verhandlungsbereitschaft und Schadensbegrenzung sieht meines
Erachtens anders aus. Ist sich Herr Selenskyj angesichts seiner
erfolgreichen Bündnis- und Waffenbeschaffungs-Politik
allmählich so siegessicher, dass er meint, auf Kompromisse oder
ein schnelles Kriegsende verzichten zu können?
Brauchen
wir noch eine deutsche Regierung? Wäre es nicht einfacher, wenn
die polnische oder amerikanische Regierung für Deutschland
mitentscheidet?
Das
würde die Entscheidungsprozesse extrem beschleunigen und
vielleicht verhindern, dass die Deutschen am Ende wieder als die
großen Verlierer, Zauderer oder Kriegstreiber darstehen.
Vielleicht würden die Amis deutsche Interessen sogar besser
achten als unsere eigenen gewählten Volksvertreter. Nach dem II.
Weltkrieg haben sie als Besatzungsmacht jedenfalls sehr umsichtig
gehandelt.
Warum
wird die Gefahr eines Atomkrieges verniedlicht?
Wer die
1960/70er Jahre aktiv miterlebt hat wird sich erinnern, wie sehr die
Gefahr eines Atomkrieges damals ständig im Raum stand. Nicht
wenige Hausbesitzer ließen sich, falls sie es sich leisten
konnten, einen kleinen Atombunker in ihrem Keller einbauen. Im
staatlichen Fernsehen wurden regelmäßig Verhaltensweisen
bei einem Atomangriff vorgeführt (Schutz suchen, Aktentasche
über den Kopf halten) und generell eine Notbevorratung von
Lebensmitteln und Trinkwasser empfohlen.
Das ist heute alles vergessen, obwohl sich aktuell die
Möglichkeit eines Atomkrieges potenziert hat. Im Vergleich
zu damals denke ich, geht es den etablierten Parteien heute weniger
um das Wohl der Bürger, sondern viel mehr um die Gunst der
Wähler. Die dürftige Zustimmung zur Einmischung in den
Ukrainekrieg dürfte rapide sinken, wäre der breiten
Bevölkerung das Ausmaß der derzeitigen Gefahren
bewusst.
Im Staatsfernsehen wird die Möglichkeit eines Atomkrieges
immer wieder heruntergespielt. Es gibt in unserem Land keine
ernsthaften Debatten, wie sich ein solcher III. Weltkrieg entwickeln
könnte. Wenn zum Beispiel die Russen taktische Atomwaffen in der
Ukraine einsetzen würden, als Kompensation für ausufernde
westliche Waffenlieferungen. Würden die USA ihre Ukraine dann
ebenfalls mit solchen Waffen aufrüsten? Wird Russland dann, des
Treibens müde, vielleicht doch Atombomben gen Warschau und
Berlin schicken? Mit dem Argument, den Krieg gegen Japan schnell
beenden zu müssen, haben schon die USA 1945 zwei Atombomben
eingesetzt. Wie würden die USA reagieren, wenn Warschau und
Berlin ausgelöscht wären? Angesichts der ersten
ernsthaften Bedrohung ihrer eigenen Städte? Denn was nützt
es der USA, sich juristisch oder moralisch im Recht wähnen zu
können, wenn die USA nach dem finalen Schlagabtausch gar nicht
mehr existiert?
Über all das soll anscheinend "die dumme graue Masse" unserer Bevölkerung (der noch heute wegen mangelnder Reife bundesweite Volksabstimmungen verwehrt bleiben) gar nicht erst nachdenken. Weil diese dumme graue Masse dann einen sofortigen Stopp der Waffenlieferungen verlangen würde. Ich gewinne allmählich den Eindruck, dass der US-Regierung die Entwicklung des Ukrainekrieges inzwischen selbst unheimlich wird. Dass ihre Angst wächst, die ganze Sache könnte ihr entgleiten. Sie hatte wohl gehofft, Putin über die wirtschaftliche Isolierung und großzügige Waffenlieferungen innerhalb von Wochen zum Rückzug zwingen zu können. Das hat nicht geklappt und nun wird Deutschland die Führungsrolle angeboten, denn schließlich ist die Ukraine ein europäisches Problem und die USA "können doch nicht immer der Weltpolizist sein" und für Europa die Kastanien aus dem Feuer holen. Und wie es scheint fügt sich die deutsche Regierung, wenn auch zaudernd. Nicht nur massiv bedrängt von der polnischen und ukrainischen Regierung, sondern auch von der mächtigen CDU/CSU-Opposition und inländischen Leitmedien. Wie groß wäre wohl die Kriegsbereitschaft in Deutschland, würde das Staatsfernsehen neutral über die Hintergründe des Ukrainekrieges und die Folgen der Einmischung berichten?
Zustimmende Beurteilung dieses Artikels:
Ablehnende Beurteilung dieses Artikels (ich bin ganz anderer Meinung als Manfred J. Müller):
Die
USA führen keinen Stellvertreterkrieg, Sie wollen
lediglich der Ukraine helfen.
Eine
herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel
(https://www.versandhaus-foto-mueller.de/stellvertreterkriege.html)
gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die
allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg
für notwendige Reformen. Es dankt Ihnen Manfred J.
Müller
Eine
weitere Bitte: Sollte Ihrer Meinung nach in obiger Abhandlung etwas
fehlerhaft, unaufrichtig oder unklar dargestellt worden sein, teilen
Sie es mir bitte unter m.mueller@iworld.de kurz mit. Ich werde den
Absatz dann prüfen und ggf. abändern.
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Ist
eine Demokratie zu schwach, den Bürgern reinen Wein
einzuschenken?
Eine
staatliche, gehirnwäscheartige Dauerpropaganda wird immer wieder
eingesetzt, um konzernfreundliche, radikale Ideologien durchzusetzen
(z. B. die Zollächtung = Inthronisierung des globalen
Dumpingwettbewerbs). Wenn es aber um ein wirklich notwendiges
Umdenken geht (Erhöhung der Mineralölsteuer,
Einführung einer Kerosinsteuer, Verdoppelung der Lkw-Maut,
Aufgabe des gescheiterten Schengener Null-Grenzen-Experiments etc.),
meint man, die Bevölkerung nicht mitnehmen zu können. Denn
das könnte ja Wählerstimmen kosten.
Zur
Eingangsseite
www.versandhaus-foto-mueller.de mit Menueleiste
Impressum
© Manfred Julius Müller, Flensburg,
Erstveröffentlichung 8. 1. 2023
Oder
ist das genaue Gegenteil der Fall? Seit nunmehr 40
Jahren befindet sich nicht nur Deutschland
im Niedergang!
Warum wohl? Ist die EU schuldlos an dieser Entwicklung?
Ebenso wie an den Ukrainekriegen? Darf man stur
festhalten en einer EU-Ideologie, die zum Scheitern
verurteilt ist? Auch wenn man dadurch immer tiefer in
eine Krise rutscht? Ab wann darf es ein Umdenken
geben? Ab wann sind Politik & Medien bereit, neutral
über die Europäische Union zu reden und sich von
den üblichen Schönfärbereien und Tricksereien
(Billiggeldschwemme, Nullzinspolitik) zu
verabschieden? Raus
aus der EU
Beschert
uns die EU wie versprochen Wohlstand und
Frieden?
oder
durchhalten bis zum
Untergang?
Autor
Manfred Julius Müller, 144 Seiten,
Format
17x22 cm, Verkaufspreis
10,80 Euro. Neuerscheinung Juli 2022
Beruht die EU auf einer kruden Ideologie, die den ganzen
Kontinent ins Verderben reißt? Wenn wir jetzt nicht
diese Fragen offen angehen, wann dann?